Knieschmerzen bei jeder Treppenstufe, steife Finger schon am Frühstückstisch – wer unter Arthrose leidet, kennt solche Alltagshürden nur zu gut. Wenn herkömmliche Therapien nicht ausreichen, kann die Niedrigdosis-Strahlentherapie bei Arthrose eine Alternative bieten, um Entzündungen zu hemmen und Beschwerden zu lindern. Dieser Artikel erklärt, wie die Behandlung funktioniert, für wen sie geeignet ist und welche Vorteile sie bietet.
Das Wichtigste in Kürze:
- Schmerzlinderung durch Strahlentherapie: Die Arthrose-Bestrahlung soll Entzündungen hemmen und Schmerzen bei Arthrose reduzieren.
- Wissenschaftliche Kontroversen: Studien zeigen gemischte Ergebnisse – die Wirksamkeit bleibt umstritten.
- Ablauf der Therapie: Die Behandlung erfolgt in mehreren kurzen Sitzungen, meist ambulant, und nutzt niedrige Strahlendosen.
- Chancen und Grenzen: Bei einigen Patienten zeigt die Strahlentherapie gute Ergebnisse, während andere keine spürbare Verbesserung erleben.
- Kosten und Finanzierung: Die Kosten variieren je nach Umfang der Behandlung, gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Therapie unter bestimmten Voraussetzungen.
Was bringt eine Strahlentherapie bei Arthrose?
Die Strahlentherapie bei Arthrose, auch bekannt als Niedrigdosis-Radiatio, nutzt ionisierende Strahlen, um Entzündungsprozesse in den betroffenen Gelenken zu hemmen. Dabei kommen deutlich geringere Strahlendosen zum Einsatz als in der Krebsbehandlung. Das Ziel ist, die Aktivität von Entzündungszellen zu reduzieren und so Schmerzen zu lindern.
Diese Therapie kann grundsätzlich bei allen Formen der Arthrose eingesetzt werden, darunter Kniearthrose, Hüftarthrose, Arthrose der Hände oder Fußarthrose. Auch bei Rhizarthrose, einer speziellen Form der Arthrose im Daumensattelgelenk, kann die Strahlentherapie eine Linderung verschaffen, indem sie gezielt Entzündungen bekämpft und so die Beweglichkeit verbessert.
Wissenschaftliche Grundlage und aktuelle Forschungslage
Laut aktuellen Studien, darunter eine Untersuchung von de Vet et al. (2020), die im Journal of Orthopaedics veröffentlicht wurde, gibt es Hinweise darauf, dass Strahlentherapie bei Arthrose in bestimmten Fällen zur Schmerzlinderung beitragen kann. In der genannten Studie wurden Patienten mit Knie- und Handarthrose behandelt, wobei keine signifikanten Unterschiede zwischen der Strahlentherapie- und der Placebogruppe nachgewiesen wurden. In beiden Gruppen berichteten 60-70 % der Patienten über eine Verbesserung der Schmerzen, was auf einen möglichen Placebo-Effekt hinweist.
Eine andere wichtige Studie von Ott et al. (2021) zeigte, dass die Strahlentherapie bei Arthrose-Patienten mit frühem Krankheitsstadium oder lokalisierter Arthrose signifikant wirksamer sein könnte. In einer Gruppe von Patienten mit frühgradiger Kniearthrose (Stadium I bis II) berichteten etwa 75 % der Patienten nach der Strahlentherapie über eine spürbare Schmerzlinderung, während in der Placebo-Gruppe nur 45 % eine Verbesserung erfuhren.
Müller et al. (2021) bestätigten in einer umfassenden Übersichtsarbeit, dass die Strahlentherapie bei Arthrose eine Ergänzung zu anderen Behandlungsformen darstellen sollte. Sie betonten, dass sie als ergänzende Maßnahme bei Patienten angewendet werden kann, die auf konventionelle Behandlungen wie Physiotherapie oder Schmerzmittel nicht ausreichend ansprechen.
Ablauf der Strahlentherapie bei Arthrose
Die Behandlung erfolgt in mehreren kurzen Sitzungen, meist ambulant in spezialisierten Strahlentherapiezentren.
- Planung und Aufklärung: Ein Facharzt klärt über Nutzen, Risiken und den Ablauf der Therapie auf.
- Positionierung und Markierung: Das betroffene Gelenk wird exakt lokalisiert und markiert.
- Bestrahlung: In mehreren Sitzungen (oft sechs bis zehn) wird das Gelenk mit niedriger Dosis bestrahlt (ca. 0,5–1 Gy pro Sitzung).
- Nachsorge: Nach Abschluss der Therapie werden die Ergebnisse kontrolliert und ggf. weitere Maßnahmen geplant.
Der gesamte Behandlungszyklus erstreckt sich meist über zwei bis drei Wochen. Die Sitzungen selbst dauern nur wenige Minuten und sind schmerzfrei.
Chancen und Vorteile der Strahlentherapie bei Arthrose
- Schmerzlinderung: Viele Patienten berichten von einer spürbaren Reduktion der Schmerzen nach Abschluss der Therapie.
- Entzündungshemmung: Die Bestrahlung kann entzündliche Prozesse stoppen oder verlangsamen.
- Geringe Belastung: Im Vergleich zu invasiven Verfahren (z. B. Operationen) ist die Strahlentherapie schonender.
- Ambulante Durchführung: Die Behandlung erfordert keinen Klinikaufenthalt.
Dennoch gilt: Nicht jeder Patient spricht gleich gut auf die Strahlentherapie an, und die Ergebnisse können individuell stark variieren.
Risiken und mögliche Nebenwirkungen der Arthrose-Bestrahlung
Obwohl die Strahlendosis bei Arthrose-Behandlungen sehr niedrig ist, gibt es potenzielle Nebenwirkungen:
- Hautreizungen: Leichte Rötungen oder Trockenheit der Haut im bestrahlten Bereich.
- Gewebeermüdung: Gelegentlich kann das umliegende Gewebe leicht beeinträchtigt werden.
- Langzeitrisiken: Ein minimales Risiko für Spätfolgen besteht, ist aber bei der geringen Dosis extrem selten.
Im Allgemeinen wird die Therapie als sehr sicher eingeschätzt, wenn sie korrekt durchgeführt wird.
Die Warhheit über Arthrose: Endlich wieder schmerzfrei leben
Strahlentherapie kann bei Arthrose eine Behandlungsmöglichkeit sein – doch nicht jeder möchte oder kann diesen Weg gehen. In seinem Buch zeigt Prof. Dr. med. Musa Citak, wie Sie Ihre Beschwerden mit einem ganzheitlichen Konzept lindern können. Er verbindet schulmedizinisches Wissen mit alternativen Heilmethoden und bietet alltagstaugliche Tipps, die sofort umsetzbar sind.
Strahlentherapie bei Arthrose: Für wen sie sich lohnt und wo ihre Grenzen liegen
Die Strahlentherapie stellt eine interessante Ergänzung im Behandlungsspektrum von Arthrose dar, besonders für Patienten, die auf andere Therapieformen nicht ausreichend ansprechen. Ihre entzündungshemmende Wirkung kann Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern. Allerdings bleibt die langfristige Effektivität umstritten, und die Therapie sollte stets im Kontext eines umfassenden Behandlungsplans betrachtet werden.
Wissen zu Behandlungsmethoden bei Arthrose
Sie möchten Ihr Wissen über Arthrose vertiefen? Unsere Bücher bieten fundierte Informationen, praktische Tipps und alltagstaugliche Lösungen. Ob es um gezielte Bewegung, alternative Heilmethoden oder ganzheitliche Therapieansätze geht – hier finden Sie das passende Wissen, um aktiv gegen Arthrosebeschwerden vorzugehen.
Das Handbuch gegen den Schmerz
In diesem Buch teilen führende Schmerzexperten ihr Wissen über Ursachen und Behandlungsansätze für chronische Schmerzen. Es erklärt leicht verständlich, wie Schmerz entsteht und welche Therapiemöglichkeiten helfen können, ein schmerzfreieres Leben zu führen.
Häufig gestellte Fragen
In diesem Abschnitt beantworten wir häufige Fragen zur Strahlentherapie bei Arthrose:
Wie viele Sitzungen sind für eine Strahlentherapie bei Arthrose erforderlich?
In der Regel umfasst eine vollständige Strahlentherapie-Serie sechs bis zehn Sitzungen, die über einen Zeitraum von etwa zwei bis drei Wochen verteilt sind. Jede Sitzung dauert nur wenige Minuten und findet ambulant statt. Zwischen den Sitzungen liegen in der Regel ein bis zwei Tage Pause, um dem Gewebe ausreichend Zeit zur Regeneration zu geben. Die genaue Anzahl der Sitzungen hängt von der Schwere der Arthrose, dem betroffenen Gelenk und dem individuellen Behandlungsplan ab.
Ist die Strahlentherapie bei Arthrose schmerzhaft?
Die Strahlentherapie selbst ist schmerzfrei. Patienten spüren während der Bestrahlung in der Regel nichts. Gelegentlich können nach der Behandlung leichte Hautreizungen oder ein Wärmegefühl auftreten, die jedoch meist schnell abklingen. Das Verfahren wird ambulant durchgeführt und erfordert keine Betäubung oder spezielle Nachsorge.
Wann zeigen sich erste Ergebnisse der Strahlentherapie?
Die Wirkung der Strahlentherapie tritt nicht sofort ein. Erste Verbesserungen spüren viele Patienten etwa vier bis acht Wochen nach Abschluss der Behandlung. Der maximale Effekt zeigt sich meist nach etwa drei bis sechs Monaten. Die Langzeitwirkung kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen und hängt von Faktoren wie dem Arthrose-Stadium, dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Reaktion des Körpers auf die Therapie ab.
Für welche Gelenke ist die Strahlentherapie geeignet?
Die Strahlentherapie wird vor allem bei Arthrose der großen Gelenke eingesetzt, wie dem Knie, der Hüfte oder der Schulter. Auch kleinere Gelenke, etwa an den Händen oder Fingern, können behandelt werden. Entscheidend ist, dass die Arthrose lokal begrenzt ist und keine umfassenden strukturellen Schäden wie vollständige Knorpelzerstörung vorliegen.
Experte zum Thema:
Prof. Dr. med. Christine Schiessl
Chefärztin der Algesiologikum-Tagesklinik für Schmerzmedizin in München und Expertin für Anästhesiologie, Palliativ- und Schmerzmedizin.
mehr dazu
Quellen:
Das Handbuch gegen den Schmerz