Arthrose gilt als häufigste Gelenkerkrankung – rund fünf Millionen Deutsche leiden unter vorzeitigem Verschleiß der Knorpelmasse in verschiedenen Gelenken. Die Dunkelziffer ist weit höher, denn Arthrose kommt nicht urplötzlich, sondern entwickelt sich in einem schleichenden Prozess. Meist bemerken Betroffene die Erkrankung nur selten oder gar nicht. Die Beschwerden wie Ruheschmerzen oder Steifigkeit der Gelenke werden auf das Alter geschoben. Wird Arthrose entdeckt, ist der Schlüssel zur Therapie eine Ernährungsumstellung. Um den Wechsel möglichst einfach zu vollziehen, setzen viele Arthrose-Patienten auf eine Nahrungsergänzung. Aber sind Nahrungsergänzungsmittel bei einer Arthrose wirklich sinnvoll?
Lässt sich Arthrose mit Nahrungsergänzungsmitteln vorbeugen oder behandeln?
Ein wichtiger Baustein in der Arthrose-Therapie ist die Umstellung der Ernährung. Die Gründe dafür sind vielseitig. Zwei Hauptfaktoren für die Ursachen einer Arthrose sind Übergewicht durch eine fehlerhafte und fettreiche Ernährung sowie der Verzicht auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Denn der Körper braucht wichtige Nährstoffe, um die Knochen und Gelenke in Schuss zu halten. Fehlen diese, kann ein natürlicher Knorpelverschleiß einsetzen und eine Arthrose hervorrufen bzw. begünstigen.
Wird die Erkrankung erkannt, ist eine Ernährungsumstellung ein wichtiger Schlüssel zur Bekämpfung und Linderung der Schmerzen. Um die Umstellung zu vereinfachen, greifen viele Arthrose-Patienten zu verschiedenen Tabletten und Kapseln, die als Nahrungsergänzung angepriesen werden. Diese versprechen schnelle Abhilfe bei Gelenkschmerzen und sollen entzündungshemmend und präventiv wirken. Ärzt:innen und Expert:innen raten aber unbedingt von der Einnahme ab. Denn ihre Wirksamkeit ist oftmals nicht wissenschaftlich bewiesen.
Nahrungsergänzungsmittel haben bei Arthrose oft eine geringe Wirksamkeit
Präparate gegen Arthrose und die damit verbundenen Schmerzen sind in Drogerien und Supermärkten meist frei verkäuflich zu bekommen. Sie gelten als Lebensmittel und werden nicht auf ihre Wirksamkeit überprüft. Dabei versprechen sie eine hohe Wirksamkeit bei Gelenkschmerzen und sollen das Leben mit der Erkrankung leichter machen. Hersteller bewerben besonders zwei Wirkstoffe mit besonderer Wirkung: Glucosamin und Chondroitin.
Glucosamin & Chondroitin
Beide Stoffe gehören zu den meistverwendeten Inhaltsstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln gegen Arthrose. Augenscheinlich gelten sie als wirksame Mittel zur Knorpelregeneration. Zwar sind beide Stoffe natürliche Bestandteile im körpereigenen Knorpel, die Wirksamkeit ist aber nicht abschließend bewiesen.
Chondroitin beispielsweise wird nachgesagt, Knorpelabbau und Entzündung der Gelenke effektiv entgegenzuwirken. Das als Sulfat verkaufte Nahrungsergänzungsmittel wird bei Arthrose oft als Allheilmittel angepriesen. Dabei soll der Körper die knorpelähnlichen Substanzen aufnehmen und die natürliche Schutzschicht der Gelenke wieder auffüllen können. Auch Glucosamin ist ein natürlicher Bestandteil des Bindegewebes, des Knorpels und der Gelenkflüssigkeit und soll ähnliche Eigenschaften besitzen wie Chondroitin. Beide werden häufig in Kombination als Kapseln angeboten.
Kann ein Rezept mit Fisch Symptome von Arthrose lindern?
Ein Rezept mit knusprigem Fisch kann bei Arthrose-Symptomen Linderung verschaffen. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die in Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren Entzündungen reduzieren und damit möglicherweise Gelenkschmerzen lindern können. Wenn Sie Rezepte gegen Arthrose in Ihren Speiseplan aufnehmen, kann es dazu beitragen, Arthrose-Beschwerden zu lindern.
Aber sind bei einer Arthrose diese beiden Nahrungsergänzungen sinnvoll?
Diesbezüglich kommt die Wissenschaft zu sehr unterschiedlichen und zudem widersprüchlichen Ergebnissen. Denn es ist unklar, ob die in den Nahrungsergänzungsmitteln enthaltenen „Nährstoffe“ bei Arthrose wirklich helfen und das Gelenk überhaupt erreichen. Experten schätzen die regenerativen Eigenschaften beider Stoffe als sehr gering ein. Daher ist die gesundheitsbezogene Werbung als Mittel zur Knorpelbildung seit 2012 verboten.
Was bei der Einnahme von Glucosamin und Chondroitin beachtet werden sollte
Wollen Sie die Wirkstoffe dennoch nehmen, sollten Sie unbedingt auf einige Faktoren achten:
- Allergische Reaktionen: Glucosamin ist ein Abfallprodukt, das aus verschiedenen Krebstieren gewonnen wird. Bei Allergikern kann das zu einer allergischen Reaktion führen, die oft unbemerkt bleibt. Auch Chondroitin wird aus Fischabfällen hergestellt. Reagieren Sie allergisch auf Fischeiweiße, sollten Sie auch hier aufpassen. Achten Sie bei beiden Stoffen zudem auf die Hinweise auf der Verpackung.
- Hemmung der Blutgerinnung: Glucosamin kann die Wirkung von Medikamenten zur Hemmung von Blutgerinnungsstörungen verstärken. Bei regelmäßiger Einnahme von Medikamenten kann es mitunter zu Blutungen kommen.
- Beeinflussung des Blutzuckerspiegels: Wenn Sie Diabetes-Patient sind, müssen Sie besonders auf Ihren Blutzuckerspiegel achten. Denn Glucosamin lässt diesen mitunter stark schwanken. Messen Sie ihn daher regelmäßig.
- Unerwünschte Nebenwirkungen: Produkte, die reich an Chondroitin sind, können Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit oder vermehrte auftretende Kopfschmerzen auslösen.
Achtung: Schwangeren und Stillenden wird davon abgeraten, solche Präparate einzunehmen. Der Forschung fehlen verlässliche Ergebnisse, ob Glucosamin und Chondroitin die Gesundheit beeinträchtigen könnten. Dasselbe gilt für Kinder und Jugendliche.
Können Nahrungsergänzungsmittel die gleiche Linderung bei Arthrose-Schmerzen bieten wie eine Massage?
Viele Menschen fragen sich, ob Nahrungsergänzungsmittel die gleiche Linderung bieten können wie eine Massage zur Linderung von Arthrose-Schmerzen. Während Nahrungsergänzungsmittel bei der Bewältigung der Symptome helfen können, kann eine Massage zur Linderung von Arthrose-Schmerzen sofortige Linderung verschaffen, indem sie die Muskelspannung reduziert und die Durchblutung der betroffenen Gelenke erhöht.
Alternativen bei Arthrose: gesunde Ernährung statt Nahrungsergänzung
Eine effektive Nahrungsergänzung kann bei Arthrose schlichtweg durch die richtige Ernährung vorgenommen werden. Denn eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie gezielte körperliche Bewegung machen Nahrungsergänzungsmittel bei Arthrose überflüssig und lassen Patienten ein Leben mit Arthrose in den Griff bekommen.
Die Ernährungs-Docs – Starke Gelenke
Die besten Ernährungsstrategien bei Rheuma, Arthrose, Gicht & Co.Viele Gemüse- oder Obstsorten enthalten nämlich die geforderten Vitamine und Nährstoffe, um die betroffenen Gelenke in Schuss zu halten. Aber auch viele herkömmliche Gewürze lindern Schmerzen und Entzündungen.
Sport bei Arthrose hilft, Ihren Körper in Bewegung zu halten und einer Steifigkeit der Gelenke entgegenzuwirken. Denn beim Sport funktioniert der Knorpel in den Gelenken wie ein kleiner Schwamm: Bei ausführenden Bewegungen presst sich der Knorpel aus, bei Entlastung nimmt er Nährstoffe auf und regeneriert sich. Daher ist die richtige Bewegung ungemein wichtig.
Besprechen Sie das richtige Vorgehen am besten mit Ihrem behandelnden Arzt bzw. Ihrer Ärztin und entwickeln Sie gemeinsam eine geeignete Therapie.
Experten zum Thema:
Dr. med. Jörn Klasen
Arzt für Innere Medizin, Anthroposophische Medizin und Naturheilkunde mehr dazu Quellen: Die Ernährungs-Docs – Starke GelenkeDr. med. Anne Fleck
Fachärztin für Innere Medizin, Rheumatologie Präventiv und – Ernährungsmedizin
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Dr. med. Matthias Riedl
Facharzt für Innere Medizin, Ernährungsmedizin und Diabetologe
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